Da kommen hinterher wieder die Rufe aus dem oberschlauen Teil des Volkes, warum man da nicht vorgebeugt hat und warum dieser und jener Politiker nichts getan hat ...
Und das ist genau der Grund, weshalb sich das alles medial überhitzt hat. Jeder Entscheidungsträger oder Meinungsmacher will hinterher, mit dem Wissen von Übermorgen, nicht für irgendetwas verantwortlich gemacht werden, also wird im Vorfeld oftmals überreagiert, einfach zur Sicherheit. Klar, wenn ich jeden grundsätzlich unter Hausarrest stelle, kann sich auch keiner infizieren, also habe ich ja alles richtig gemacht. Toll! Auf dem Weg sind wir.
Das war so wie mit 9/11, mit dem Wissen von hinterher, hätte man alles verhindern können, ja, es lagen sogar im Vorfeld die richtigen Info vor und in irgendeiner denkbaren Realitätsschiene wäre das auch korrekt ausgefiltert, zugeordnet, vorherseh- und verhinderbar gewesen. Eine Rückwärtsrecherche ist viel simpeler.
Natürlich sind auch viele Maßnahmen vollkommen in Ordnung, nur muss halt ein Ausgleich gefunden werden. Das ist wie mit Deiner nächtlichen Ruhestörung, selbst im reinen Wohngebiet darf ich mich natürlich auch weit nach Mitternacht noch draussen in der Öffentlichkeit unterhalten. Der Ausgleich beider Interessen heisst hier 35dB ("gemessen im Empfangsraum") und dann darf man auch gerne mit einem "Nein" auf die aus dem Fenster gerufene Frage, "ob das auch leiser geht" antworten (und dabei "Du kannst mich mal" denken).
Und zur Zeit findet kaum noch ein Ausgleich oder Abwägung vor. Inzwischen regiert in weiten Teilen nur noch Aktionismus bzw. die Angst etwa falsch zu machen bzw. Angst der eigenen Karriere zu schaden. Wenn ich nicht der Aktion des Vormanns noch etwas drauflege, dann fällt mir das später auf die Füße, also lege ich zur Sicherheit gleich 2 Schippen oben drauf, dann "mache ich nichts falsch" und es garantiert mir die nächste Schlagzeile. Und ja, bei etlichen öffentlichen Entscheidungsträgern kommt sogar noch Profilierungssucht hinzu.
Vor ein paar Tagen hat in einem BBC World Service-Interview ein britischer Virologe sinngemäß gesagt (ähnliches hatte mir ein befreundeter Arzt vor 1-2 Wochen mal gesagt, gleich nachdem wir wieder in D gelandet waren und wir von dem damalig aktuellen Ist-Zustand schon vollkommen geschockt waren. Bei "uns" - im eher aufgeklärterem und nicht Trump-Land Kalifornien - war das ja selbst in den Sensationsmedien noch kein Thema, die wurden erst Anfang letzter Woche von den europäischen Kollegen "angesteckt", die dann auch die Politik infizierten - außer im Vorwahlkampf von Bloomberg, der schon vorher ernsthaft damit warb, in New York City höchstpersönlich einens West Nile Fieber-Ausbruch besiegt zu haben, "Mike Did It"), dass in ein paar Wochen ¾ der Bevölkerung den Virus hätten - und das das auch "gut so sei", man müsse nur die Risikogruppe durch "soziale Entzerrung" besonders schützen. Nach den aktuellen Zahlen aus China würden um die 80+% der Infizierten ja keine bis maximal leichteste, harmlose Syntome ausbilden, das hiesse die Sterblichkeit läge vielleicht wohl doch weit unter der ursprünglich angegebenen (wo zu Beginn nur die positiv Getesteten vs. Sterbefälle betrachtet wurden) und somit unter einer
normalen Grippewelle (Saison 2017/2018: 25.000 Tote in Deutschland). Und was ich interessant fand, der meinte sogar, je länger wir die Ausbreitung künstlich verschleppen (verhindern könne man es sowieso nicht), desto mehr Zeit hätte der Virus (insbesondere wenn
zu aktiv den Frühling/Sommer erreichen sollte) und desto größer sei die Gefahr einer wirklich üblen Mutation, die dann auch die "gesunde" Masse treffen könnte, wie seinerzeit bei der Spanischen Grippe, da war ja die zweite Welle erst die wirklich tötliche und es traf dann fast ausschließlich nur die "Gesunden und Starken". Das widerspricht recht konträr den Äußerungen und Ideen unseres Meinungsführers aus der Charité. Aus der Ecke kam auch die Aussage, dass das Risiko einer Mutation steigt, wenn "alle Viruswirte" seien. Wer Recht hat, weiss ich nicht, das weiss man höchstens hinterher. Ich habe derzeit zumindest
nur Befürchtungen vor den Folgen von nicht abgewogenen, undurchdachten Überreaktionen der Politik, die nur noch von den Medien vor sich her getrieben werden (und das die dann den erfolgreichen und bewährten Verbotsknüppel immer wieder rausholen werden), einer panischen Bevölkerung, wenn dann wirklich doch mal das "Klopapier" ausgehen sollte - und Angst vor einer Mutation, wobei die bei den agressiveren Formen SARS/Vorgelgrippe
et al. auch nicht kam, aber irgendwann sicherlich kommen wird, so wie zu 100,1% das nächste große Beben in San Francisco oder der Ausbruch des Yellowstone. Und wenn wir dann schon unser Pulver bei der ersten "leichten" Welle verschossen haben, haben wir wirklich ein Problem.
Aber vielleicht hat das alles ja sogar etwas Gutes, vielleicht verinnerlichen wir ab jetzt ja mal die elementarsten Hygieneregeln, Händewaschen nach dem Rest Room würde da auch schon viel helfen, und wir erkennen, dass es eben
keine gute deutsche Tugend ist, mit triefender Nase, mit oder ohne 38° Fieber, hustend weiter brav zur Arbeit zu gehen (oder in den Club oder wie die Discosse heutzutage heissen mögen) und dass es nicht gut, sogar komplett asozial ist, genau dann die Oma im Heim oder den Kumpel im Krankenhaus zu besuchen. Und vielleicht ist der asiatische Mundschutz, wenn man meint eine Erkältung könnte im Anflug sein, ja doch nicht so dumm, zumindest hilft er gegen fliegende Tröpfchen bei zu feuchter Aussprache. Man trägt den Mundschutz ja nicht als Schutz für sich selbst, gegen eine Ansteckung, da ist er recht sinnlos, sondern um den Mitmenschen nicht einzunebeln - und da nutzt er! Modische Handschuhe sind in diesen Fällen auch nicht von Schaden. Und vielleicht stellen wir im Nachgang, wenn man endlich wieder zur Ruhe gekommen ist, vernümpftige und aufeinander abgestimmte Notfall- und Aktionspläne auf, die man dann einfach aus der Schublade holen und unabhängig von jeden möglichen Medienhype einfach abgeklärt "der Reihe nach abgespult" werden könnten. Ansonsten sehe ich auch die Gefahr, dass die Medien, ihr Quoten-Erfolgsrezept von 2020 Jahr für Jahr wiederholen könnten.