Da ich wohl ein Hardcore-Casual (... ja ja, nicht ernst gemeint) bin, geht es mir umgekehrt. Wenn ich jetzt 1-2 Stunden "casual" auf der Strasse unterwegs bin, kann ich zu 50% keine Stops drehen, aber nicht, weil ich keine erreiche, sondern weil der Beutel (stehe bei 3000) voll ist, voller Bälle. Ich werfe Tränke/Beleber fortwährend weg, Beeren werden sehr zeitnah verbraucht/verfüttert, TMs benötige ich als Nicht-PvPler auch nicht, SB werden zeitnah zugewiesen. Das liegt auch nicht daran, dass ich durch einen Wald von Stops gehe, die stehen auch hier nur an irgendwelchen Ecken rum, mit viel Luft dazwischen. Warum also? Vielleicht weil ich aber das Spiel so spiele, wie es ursprünglich mal konzipiert und abgestimmt ist, d.h. kein Quick Catch-Fangtrick, ohne Gotcha oder dem (legalen) Plus. Wenn man so spielt, schafft man es überhaupt nicht, die Bälle schnell genug zu verbrauchen...
Wenn man aber hardcore grindet, womöglich sogar mit irregulärer Hilfe, dann passt der Spielstyle nicht zur technischen Spielmechanik, man kommt ins Ungleichgewicht. Die erhöhte Reichweite hat dieses "Beutel voll"-Problem auch verstärkt, die Spielmechanik aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenn jetzt der Radius wieder zurückgesetzt wird, kommt man vielleicht der Gleichgewichtslage des Spielmechanismus wieder etwas näher.
Gut, das liegt natürlich dran, dass
a) ich ungern im Felde Bälle wegwerfe (sicherlich von der Mechanik auch so nicht gewollt),
b) ich in einem urbanen Umfeld mit guter Infrastruktur spiele (ich weiss, auf dem Dorf sieht das ganz ANDERS aus),
c) ich auch zu Coronazeiten meine (Arbeits-) Wege, d.h. meine Draussenzeiten, niemals verändert habe (wir hatten ja auch keine Ausgangssperren)
Diese Coronamassnahmen haben sicherlich in Ländern mit einem echten, harten Lockdown, mit echter Bewegungseinschränkung einen wirklichen Sinn gemacht. Hier bei uns (und den meisten anderen Ländern) aber nicht einmal im Ansatz, sie haben nur die "Spielmechanik" aus dem Gleichgewicht gebracht, die Hardcore-Grinder noch härter Grinden und die "normalen GO-Rausgeher" zu
verwöhnten Heimspielern mutieren lassen, d.h. die Jetzt-Spielart weicht nun ganz erheblich von der ursprünglich, konzeptionierten (gewollten) Spielmechanik ab. Und was am Schlimmsten ist, viele dieser "Heimspieler" haben sich zu sehr daran gewöhnt. Das GO ist in den Hintergrund gerückt. Da ist es sehr gut verständlich, dass die Rücknahme, nun zu einer Art von "kleinkindlichen Trotzverhalten" führt. Nur Niantic hat eine ganz andere Idee, wie das Spiel "ist" bzw. sein soll und wie die einzelnen Komponenten
ingame verzahnt sind (Spielmechanik). Nun geht es einfach darum diese Schieflage ("Fehlentwicklung"), wieder zu korrigieren.
"Nur" darum geht es.
Das Problem dabei war und ist, dass eben viele Spieler schon immer das Spiel ganz anders "genutzt" haben oder nutzen wollten, als es vom Verkäufer gewollt, gemacht und angeboten wurde. PoGO ist eher ein Casual-Gesellschaftsspiel, und kein
competitive game mit Rangliste. Die Schieflage wurde durch die Coronamassnahmen nun nur noch verstärkt. Das hier Niantic meint, sie müssen nun langsam wieder korrigierend gegensteuern, ist verständlich. Und notwendig,
wenn sie das Spiel in der von ihr gewollten Form erhalten wollen. Das Produkt hat Soll-Werte, wie das auf den Käufer-Markt wirkt, ist eine ganz andere Frage. Da diskutieren wir nur Kreis. Ich zumindest war und bin mit dem "Ursprungsprodukt" sehr zufrieden, deshalb habe ich angefangen und deshalb spiele ich noch. Und deshalb unterstütze ich auch jegliche Bemühungen,
mein "Ursprungsprodukt" zu erhalten. Bisher lag Niantic ja auch immer recht richtig, mit ihren Annahmen und Massnahmen, trotz der lauten Kritiker. Mal abwarten. Ich zumindest bin da sehr zuversichtlich, das das Spiel - als echtes GO-Spiel - davon auch wieder profitieren wird, trotz des lauten Widerstands der Grinder und Heimspieler. Abwarten. Aber vielleicht bin ich ja auch nur noch der Letzte der Mohikaner. Wer weiss, abwarten.